Was sind die Vorteile des Open-Source-Ansatzes und warum engagiert sich Camptocamp weiterhin dafür, seinen Kunden Open-Source-Lösungen anzubieten? Das ICT Journal hat den Mitgründer von Camptocamp, Claude Philipona, interviewt, um seine Sichtweise zu Open Source als Modell und zu den IT-Trends, die die Romandie im Jahr 2024 beeinflussen werden, zu erfahren.

 

Camptocamp hat sich schon immer durch seine Spezialisierung auf Open Source Technologien hervorgetan. Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile dieses Modells?

 

Das Open-Source-Modell bietet mehrere entscheidende Vorteile. Erstens fördert es die Innovation durch die Zusammenarbeit in der Gemeinschaft und ermöglicht es Entwicklern mit unterschiedlichem Hintergrund, einen Beitrag zu leisten und die Software ständig zu verbessern. Darüber hinaus werden Transparenz und Sicherheit erhöht, da der Quellcode für alle zugänglich ist und Schwachstellen schnell erkannt und behoben werden können. Dieses Modell bietet auch eine grössere Flexibilität, denn es ermöglicht Unternehmen, Lösungen an ihre speziellen Bedürfnisse anzupassen und dabei Standards zu respektieren. Darüber hinaus zwingt Open Source den Anbieter zu Höchstleistungen, da es keine oder nur eine geringe Bindung an einen bestimmten Anbieter gibt. Und nicht zuletzt bietet Open Source einen besseren ROI (Return on Investment) in Bezug auf die TCO (Total Cost of Ownership): Mit dem gleichen Budget kann mehr erreicht werden.

 

In der Cloud und bei DevOps-Tools sind Open-Source-Lösungen nicht mehr wegzudenken. Wie erklärt sich dieser Erfolg?

 

Der Erfolg von Open Source-Lösungen in der Cloud und bei DevOps-Tools lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Ihr anpassungsfähiger und skalierbarer Charakter ist perfekt auf die sich ständig ändernden Anforderungen von Cloud Computing und DevOps abgestimmt. Open Source-Lösungen erleichtern die Integration und Interoperabilität zwischen verschiedenen Tools und Plattformen, was in diesen Bereichen unerlässlich ist. Darüber hinaus spielt die Open-Source-Gemeinschaft eine entscheidende Rolle bei der schnellen Weiterentwicklung und ständigen Innovation von Tools und Technologien, was in der heutigen dynamischen technologischen Umgebung besonders wichtig ist.

 

Was sind die wichtigsten Projekte und Entwicklungsbereiche von Camptocamp?

 

Camptocamp zeichnet sich im Bereich Geospatial durch hochverfügbare Lösungen für die Verbreitung und Verarbeitung von geografischen Informationen aus. Zudem entwickelt Camptocamp derzeit auch integrierte vertikale Lösungen mit hohem Mehrwert in einer Reihe von Bereichen, darunter Notfallmanagementsysteme.

Im Bereich Open Source ERP engagiert sich Camptocamp sehr stark im Odoo-Ökosystem. Dabei fokussiert man sich auf zwei Bereiche: das integrierte Smartcamp-Angebot für sehr kleine Unternehmen und spezifische, fortschrittliche Logistiklösungen, während gleichzeitig umfassende Kompetenzen in vielen weiteren Bereichen wie E-Commerce, Fertigung oder Dienstleistungs-Management vorhanden sind.

Im Bereich der Infrastruktur konzentriert sich Camptocamp aufgrund seiner historischen Erfahrung auf die Entwicklung eines DevOps-Stacks, der ein hohes Mass an "Agnostizität" in Bezug auf Cloud-Anbieter bietet.

 

Welche Trends werden Ihrer Meinung nach die IT-Agenda der Unternehmen in der Westschweiz im Jahr 2024 prägen?

 

Einer der Trends, die das Jahr 2024 beeinflussen werden, ist die Neuausrichtung der Infrastrukturen. Nach Jahren der Verlagerung in die Cloud gibt es einen Trend, bestimmte Dienste aus Kosten- oder Datenschutzgründen wieder in On-Premise- oder Hybrid-Infrastrukturen zu integrieren. Gleichzeitig werden die Unternehmen nach einer KI-Sondierungsphase diese Technologie schrittweise in ihre Informationssysteme integrieren, was sie dazu zwingt, die Interoperabilität ihrer IT-Lösungen mit KI-Tools zu konsolidieren. Kurzum, 2024 wird mehr denn je ein Synonym für "Go digital" sein, wobei die Digitalisierung in allen Sektoren ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil sein wird.