Vom Papier zum Pod - FTTH

Zwei Millionen Deutsche Haushalte sollen ab 2021 mit einem Glasfaseranschluss durch die Deutsche Telekom AG versorgt werden. Pro Jahr! Mit dem herkömmlichen Vorgehen wäre diese Vorgabe für die Deutsche Telekom kaum zu erfüllen, da es nur eine Stellschraube gab: Arbeitskraft.

Dazu muss man wissen, dass es beim Beerdigen der Glasfaserkabel, wie es tatsächlich genannt wird, verschiedene Möglichkeiten gibt. Entweder werden bestehende Leerrohre genutzt oder es werden komplett neue Leitungen verlegt. In anderen Fällen wiederum muss nicht die ganze Strasse aufgerissen werden: beim sogenannten "Trenching" wird nicht mehr als eine Furche gelegt. Was jeweils die beste Option ist, hängt von zahlreichen Faktoren wie der Bodenbeschaffung, anderen Infrastrukturen oder der Eigentümerschaft ab.

Bisher mussten sich die Planer zuerst all diese Information beschaffen und dann entscheiden, wie das konkrete Vorgehen aussieht. Da dies ein vorwiegend manueller Prozess ist, galt lange: wenn mehr Trassen verlegt werden sollten, mussten mehr Planer eingesetzt werden. 

Um die ambitiösen Ausbauvorgaben der Politik einhalten zu können, hat die Deutsche Telekom 2017 die FTTH Factory ins Leben gerufen – FTTH steht für "Fibre to the Home". Die Vorgabe lautete: möglichst viele Aufgaben des Planungsprozesses zu automatisieren und damit skalierbar zu machen. Ohne externes Know-how war das Ziel jedoch nicht zu stemmen, also wurden externe Dienstleister ins Boot geholt. Unter anderem das IT-Unternehmen Camptocamp.

Umfassende Geodateninfrastruktur

Das Herz der FTTH Factory ist die umfassende Geodateninfrastruktur (GDI), die ihre Daten aus verschiedenen, teils öffentlich zugänglichen Quellen wie OpenStreetMap bezieht, aber auch amtliche Katasterdaten einsetzt. Zusätzlich werden auch LiDAR und Panorama-Scanner auf Fahrzeugen der Deutschen Telekom eingesetzt. Die daraus entstandenen 3D-Ansichten werden in nicht befahrbaren Gebieten mit Luftbildern ergänzt. Die gesammelten Daten werden über ein künstliches neuronales Netz und diverse Bilderkennungsverfahren automatisiert ausgewertet. Dies ermöglicht eine sehr hohe Genauigkeit bei der Klassifizierung der Oberflächenbeschaffenheit. Die dadurch ermittelten Oberflächentypen dienen dann als Grundlage für die Trassenberechnung, auf Basis derer die Glasfaser-Hausanschlüsse möglichst kostengünstig erstellt werden können.

Da die Vorarbeit nun deutlich weniger arbeitsintensiv ausfällt, bedeutet die FTTH Factory für die Planer eine große Erleichterung[PB1] . Via App erhalten sie die verschiedenen Optionen und entscheiden, wo die Leitungen tatsächlich verlegt werden. Das Ziel der FTTH Factory ist ein höherer Output der bisherigen Planer.

Camptocamp ist vor allem bei Entwicklungen der Geodateninfrastruktur beteiligt und insbesondere zuständig für das Aufsetzen der Serverinfrastruktur sowie der Betriebsunterstützung. Die Infrastruktur befindet sich in der Cloud und kann, Infrastructure as Code sei Dank, jederzeit neu aufgebaut werden. Die Serverinfrastruktur wurde zwar spezifisch für den Glasfaser-Ausbau der Deutschen Telekom entwickelt, das dabei erlangte Know How lässt sich aber in Zukunft auch für weitere Anwendungsfälle einsetzen.

GDI Infrastructure Matrix | © Deutsche Telekom

Open Source & die Cloud

Nach fast drei Jahren Vorbereitungszeit ging die FTTH Factory im Januar 2020 live. Nicht das schlechteste Timing, wie sich kurz darauf zeigen sollte. Die Covid-19-Krise zwang Millionen von Angestellten ins Homeoffice und zeigte plastisch die Dringlichkeit einer flächendeckenden Glasfaser-Versorgung.

Wie stark die FTTH Factory bei der Deutschen Telekom geschätzt wird, zeigte sich bereits ein paar Monate zuvor.

Das Projekt gewann den internen "Lead to win" Award im Bereich Innovation – aus über 300 Bewerbern. Der Preis ist nicht nur eine Bestätigung für die herausragende Arbeit, sondern auch ein Vertrauensbeweis: die FTTH Factory hat bewiesen, dass Open Source Technologien auch bei einem Telekommunikationsriesen ausgezeichnete Dienste leisten können.

Nach dem erfolgreichen Rollout startet die Deutsche Telekom nun durch: der neue Planungsprozess, der anfangs vor allem in ländlichen Gebieten zum Einsatz kam, wird demnächst auch in grossen Städten wie Hamburg und Düsseldorf für schnelleres Internet sorgen.

 

Deutsche Telekom
 

Die Deutsche Telekom zählt zu den führenden Telekommunikationsanbietern der Welt. Aus dem ehemals klassischen Telefonanbieter wurde in den letzten Jahren zusehends eine Servicegesellschaft, die alle Telekommunikationsdienstleistungen aus einer Hand anbietet. Das Kerngeschäft aber bleibt der Be- und Vertrieb von Netzen und Anschlüssen.

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